bedürfen

Wortfamilie bedürfen

                                               Es gibt schon noch andere Bedürfnisse.

Verb bedürfen

( mit Genitivobjekt )

Es bedarf nur des guten Willens, dann lässt sich die Situation entscheidend verbessern. Es bedarf großer Summen, um dieses Projekt zu verwirklichen. Es bedarf vieler Übung, um dieses schwierige Stück zu spielen. Er bedarf regelmäßigen Beistandes. Sie bedarf der Ermutigung. Man bedarf schon einer gewissen Risikobereitschaft, um diese Felswand anzugehen.

Substantive

Bedürfnis: elementare Bedürfnisse

Zu den Grundbedürfnissen des Menschen gehören das Bewegungsbedürfnis, das Schlafbedürfnis, das Kontaktbedürfnis, das Bedürfnis nach Speise und Trank sowie nach Sicherheit.

Das Abenteuerbedürfnis ist meist in jungen Jahren ausgeprägter.

Die Befriedigung elementarer Bedürfnisse lässt Raum für das Abwechslungs- und Unterhaltungsbedürfnis, das aber hoffentlich nicht zum Sensationsbedürfnis wird. Solange sich das Geltungsbedürfnis nur als Rede- und Diskussionsbedürfnis manifestiert und nicht zum Machtbedürfnis ausartet, ist es tolerabel. Die Medien decken die Informationsbedürfnisse des Publikums im Übermaß. Hinzu kommt das Mitteilungsbedürfnis mancher Zeitgenossen, das oft genug ein ausgeprägtes Ruhebedürfnis der Adressaten zur Folge hat.

So viele Bedürfnisse der Mensch hat, können sie doch nicht alle befriedigt werden und so darf sich jetzt jeder für seine persönlichen Herzensbedürfnisse entscheiden.

Der Mensch strebt  nach Bedürfnisbefriedigung.

Bedürfnislosigkeit ist das höchste Ziel für den Buddhisten. Wir aber frönen unserem Erkenntnisbedürfnis in Sachen deutsche Sprache.

 

Bedarf ist das, was man braucht. Im Gegensatz dazu ist Bedürfnis das Gefühl, dass man etwas braucht.

Bedarf als Erstglied

Bedarfsbefriedigung, Bedarfsdeckung, Bedarfsermittlung. Bedarfsfall. Bedarfsgegenstände sind Sachen, die wir im täglichen Leben verwenden, wie z.B. Küchengeräte, Staubsauger, Zahnbürsten.

Bedarfshaltestellen sind Haltestellen, an denen nur bei Bedarf gehalten wird, also wenn jemand dort ein- oder aussteigen will.

Bedarfsträger brauchen etwas regelmäßig, z.B. bestimmte Waren, Strom, Heizöl.

Bedarf als Zweitglied

Arbeitskräftebedarf, Bürobedarf,  Papierbedarf, Eigenbedarf, Kapitalbedarf, Mehrbedarf, Mindestbedarf, Reisebedarf, , Tagesbedarf, Wochenbedarf, Schumacherbedarf, Künstlerbedarf.

Dazu einige Kontextbeispiele:

Nachholbedarf an Schlaf hat, wer zu wenig geschlafen hat. Die subjektive Seite wäre, dass er ein Schlafbedürfnis empfindet.

Gesprächsbedarf besteht, wenn man zu wenig miteinander gesprochen hat und es z.B. gilt Missverständnisse auszuräumen.

Erklärungsbedarf heißt, dass jemand etwas erklären sollte.

Investitionsbedarf haben Staat oder Gemeinden, wenn öffentliche Einrichtungen fehlen.

Sanierungsbedarf liegt vor, wenn Gebäude oder Anlagen schwere Mängel aufweisen.

In diesen Fällen kann dann mit Blick auf Förderprogramme ein Förderbedarf vorliegen.

Im Bereich der Sozialfürsorge kann ein Regelbedarf für eine Einzelperson oder eine sog. Bedarfsgemeinschaft von Personen, die in einem gemeinsamen Haushalt zusammenleben, ermittelt werden. Der

Sonderbedarf trägt besonderen Bedürfnissen Rechnung , z.B.

Hilfsmitteln für Kranke. Im Behördendeutsch ist dann auch von Bedarfen die Rede, weil es ja um wirkliche und nicht nur gefühlte Notwendigkeiten gehen soll.


Adjektive
Dürftig ist, was von Mangel zeugt, also eine dürftige Kleidung oder Ausrüstung, aber auch eine dürftige Begründung. Notdürftig bezeichnet einen gesteigerten Mangel, der einer Notlage entspricht.

bedürfnislos: Er lebte bedürfnislos nur für die Wissenschaft.

Das Letztglied -bedürftig verbindet sich mit vielen Substantiven, und zwar unabhängig davon, ob es sich um ein Bedürfnis oder einen Bedarf handelt Dazu nur eine Auswahl im Kontext.

ein anlehnungsbedürftiges Mädchen, ein behandlungsbedürftiges Leiden, ein diskussionsbedürftiges Problem, ein ergänzungsbedürftiger Vertrag, eine erholungsbedürftige Mutter, eine erklärungsbedürftige Äußerung, ein erneuerungsbedürftiger Anstrich, ein geltungsbedürftiger Angeber, ein genehmigungsbedürftiges Bauvorhaben, gewöhnungsbedürftiges Klima,

eine harmoniebedürftige Freundin, ein hilfsbedürftiges Unfallopfer, ein interpretationsbedürftiger Gesetzestext, ein klärungsbedürftiger Sachverhalt, ein korrekturbedürftiges Manuskript, ein liebebedürftiges Kind, ein pflegebedürftiger alter Mann, reformbedürftige Kirchengesetze,

renovierungs- / sanierungsbedürftige Gebäude, ein ruhebedürftiger Patient,  ein schonungsbedürftiges Bein, schutzbedürftige Flüchtlinge, ein trostbedürftiger abgelehnter Bewerber, eine unterstützungsbedürftige Familie, ein verbesserungsbedürftiger Entwurf, ein wärmebedürftiger Obdachloser, ein zustimmungsbedürftige Verfügung, ein zärtlichkeitsbedürftiges Haustier, ein überholungsbedürftiges Segelboot, eine überwachungsbedürftige Anlage
Bedarf ist als Erstglied eines Adjektivs vertreten: bedarfsgerecht, bedarfsabhängig, bedarfsorientiert.

 

Von Adjektiven abgeleitete Substantive

Die Dürftigkeit der Ausgrabungsfunde lässt noch keine Zuordnung zu einer bestimmten Kultur zu. Die Bedürfnislosigkeit dieser Menschen ist bewundernswert. Die Notdurft als Ausscheidung von Exkrementen ist allerdings ein eigenständiger Begriff, der der Substantivierung von

notdürftig entgegensteht.

Bedürftigkeit dient dagegen zur Substantivierung der oben genannten Adjektive. Von diesen überlangen Substantiven sollte aber nur sparsam Gebrauch gemacht werden und natürlich verbietet es sich Zärtlichkeit auch noch  mit Bedürftigkeit zu kombinieren.